"Die Europäische Zusammenarbeit und Solidarität sind nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Bedingung des Überlebens in einer Welt, die von Gewalt und Konflikten gezeichnet ist." – Robert Schuman

Die Geschichte Europas reicht Jahrtausende zurück, weshalb viele Zivilisationen, Reiche und Kulturen von der antiken griechischen und römischen Kultur über mittelalterliche Königreiche bis hin zur industriellen Revolution und den Weltkriegen ihre Spuren hinterlassen haben. Diese wechselnden Epochen trugen zum reichen kulturellen Erbe des Kontinents bei. Die Europäische Union setzt sich dafür ein, die europäische Vielfalt zu bewahren und zu respektieren. Mit meinem Essay möchte ich die ‚Einheit in Vielfalt‘ so hervorheben, dass insbesondere die junge Generation die Möglichkeiten Europas als große Chance erkennt. Ich bin überzeugt, dass die Europäische Union ihre Größe bewahren kann, wenn wir die Kraft der Einheit in der Vielfalt nicht vergessen. Unsere Aufgabe ist es, ihre Schönheiten zu erkennen und ihre Herausforderungen zu akzeptieren, um unsere gemeinsame europäische Heimat durch Zusammenarbeit zum Wohle der Allgemeinheit zu erhalten. Um diese vielfältige Einheit als Bereicherung zu erleben und zu bewahren, brauchen wir einen starken Zusammenhalt, der durch Vereine, Stiftungen, Ausbildungsprogramme, kulturelle Veranstaltungen und die Partnerschaften europäischer Universitäten und Institute gefördert wird. 

Die Wurzeln der deutsch-ungarischen Beziehungen reichen mehr als tausend Jahre zurück. Ein wichtiger Punkt für das bilaterale Verhältnis war, dass Ungarn am 11. September 1989 seine Grenze zu Österreich für Flüchtlinge aus der DDR öffnete und damit einen wichtigen Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung und zur Wende in Mittel- und Osteuropa leistete. Vorausgegangen war das Paneuropäische Picknick am 19. August. Was die beiden Länder betrifft, kann interkultureller Austausch zum gegenseitigen Verständnis und zur kulturellen Bereicherung sowohl für Ungarn als auch für Deutschland beitragen. Wie ich schon erwähnt habe, gibt es viele Möglichkeiten, wie Schulen, Universitäten und Vereine den interkulturellen Austausch und die Zusammenarbeit stärken können. Diese Kooperationen können dazu beitragen, das kulturelle Verständnis zu verbessern, das Sprachenlernen zu fördern und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu erweitern. Mit Hilfe verschiedener Austauschstudentenprogramme, wie Erasmus+ und TANDEM-Programm, gemeinsamer Projekte und Wettbewerbe, deutsch-ungarischer Sommercamps, Doppelabschlussprogrammen (z. B. dem Doppelabschlussprogramm der Eötvös-Loránd-Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin) sowie durch die harte Arbeit von Vereinen und Instituten, wie dem Deutsch-Ungarischen Jugendwerk und dem Deutsch-Ungarischen Institut, weiterhin von zivilgesellschaftlichen Organisationen wird dies für uns sichtbar und greifbar. Vor allem für junge Menschen war das Streben nach Zusammenarbeit eine wesentliche Eigenschaft.

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, an einem Forum teilzunehmen, das vom Deutsch-Ungarischen Jugendwerk organisiert wurde, bei dem hochqualifizierte Professoren, führende Persönlichkeiten und im öffentlichen Leben aktive Menschen ihre Erfahrungen und Gedanken über die Welt, Europa und insbesondere die ungarisch-deutschen Beziehungen mit uns geteilt haben. Diese und ähnliche Veranstaltungen bringen uns näher an jene Werte heran, ohne die eine dauerhafte Zusammenarbeit in der Zukunft nicht möglich wäre. Dass uns diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen, bedeutet noch lange nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Es ist unsere Verantwortung, dass diese Bestrebungen weiter ausgebaut werden können. Wir, die jungen Menschen, müssen die bilateralen Beziehungen in die Hand nehmen und die europäische Zusammengehörigkeit pflegen und weiterentwickeln. Lernen wir, bilden wir uns weiter, achten wir auf diejenigen, die uns Werte vermitteln, denn das ist der Schlüssel zu unserer Zukunft! Die deutsch-ungarischen Beziehungen sind auf vielen Ebenen miteinander verknüpft. Familien, Freunde, Organisationen, Unternehmen und so weiter – all diese Verbindungen schaffen zahlreiche Erinnerungen, die wir nicht verlieren dürfen. Als junge Person mit schwäbischen Vorfahren ist es mir besonders wichtig, das gute Verhältnis zwischen den beiden Ländern zu erhalten und das kulturelle Erbe zu bewahren und zu pflegen.

Angesichts der heutigen Konflikte erkennen wir, dass Kultur eine entscheidende Kraft für friedliches Zusammenleben ist und leicht verloren gehen kann, wenn Nationen einander nicht respektieren, dann entfesselt sich die Hölle und es bleibt nichts anderes als Krieg. Wir müssen Europa und insbesondere die deutsch-ungarischen Beziehungen aufmerksam pflegen, um den Verlust unserer kulturellen Identität zu verhindern. Kultureller Austausch und die Wahrung ethnischer Identität sind entscheidend für die Zusammenarbeit zwischen Ländern. Wirtschaft und Politik bieten keine verlässlichen Anker, da sie oft auf Interessen basieren. Die wahre Stärke liegt in der kulturellen Zusammengehörigkeit. Um Vielfalt als Bereicherung zu erleben, müssen wir vielfältige Gelegenheiten schaffen, damit Menschen sich mit ihren Wurzeln verbinden können. Der Mensch kämpft für das, worin er sich selbst entdeckt.

Das Verständnis und der Respekt für kulturelle Unterschiede können im Alltag von jungen Europäern durch Wissen und Beteiligung gestärkt werden. Je mehr junge Menschen mit der kulturellen und historischen Vergangenheit ihrer Herkunft und ihres Heimatlandes vertraut gemacht werden, desto mehr engagiert sich die Gemeinschaft für die Pflege dieser Werte. Es gibt bereits zahlreiche Initiativen in Form von Foren und Studienreisen, doch ein wesentlicher Bestandteil fehlt noch: Die direkte Beteiligung der Jugend, zum Beispiel in der Organisation und Werbung. Jugendlichen, die erfolgreich sein möchten, ist es sehr wichtig, sich durch die Beteiligung an solchen Aktivitäten von Bedeutung zu fühlen. Deshalb schlage ich vor, stärker mit Studierenden und Berufseinsteigern zusammenzuarbeiten, die die Arbeit des Jugendwerks unterstützen und ein vielfältiges Europa fördern möchten, sowie die deutsch-ungarischen Beziehungen stärken. Es wäre notwendig, eine sogenannte Junge Allianz für den kulturellen Zusammenhalt Europas zu gründen. Die kulturelle Situation Europas ist „kompliziert“. Um gegenwärtige und zukünftige Konflikte zu überwinden, benötigen wir Zusammenhalt – nicht eine einzige europäische Kultur, sondern Vielfalt in Einheit, Akzeptanz und Frieden.

-

Der obige Aufsatz wurde mit dem Sonderpreis der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Katharina Landgraf im Essaywettbewerb des Deutsch-Ungarischen Jugendwerks anlässlich des 35-jährigen Jubiläums des Paneuropäischen Picknicks ausgezeichnet. Die Preise wurden am 19. August 2024 in Sopron (Ödenburg) im Rahmen der jährlichen Sommerakademie des Jugendwerks von Dr. Elisabeth Knab, Vorsitzende des Deutsch-Ungarischen Jugendwerks, übergeben. An der Zeremonie nahmen auch Dr. Tamás Sulyok, Präsident der Republik Ungarn, und Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, teil und gratulierten den Gewinnern.